MP 17/2025: Tendenzen im Zuschauerverhalten 2024

Denise Haddad/Thomas Kupferschmitt/Camille Zubayr

Tendenzen im Zuschauerverhalten

Nutzungsgewohnheiten und Reichweiten im Jahr 2024

Kurz und knapp

•    Das klassische lineare Fernsehen erreichte 2024 im Schnitt täglich 59 Prozent der Menschen in Deutschland ab drei Jahren. Diese Nettoreichweite nimmt allerdings seit einigen Jahren stetig ab.
•    Die Marktanteile erwiesen sich als relativ stabil: Das ZDF führt erneut das Ranking an, gefolgt von Das Erste und RTL.
•    Zwei große Sportevents prägten das Fernsehjahr 2024: Die Fußball-EM der Männer und die Olympischen Spiele erzielten starke Reichweiten.
•    Die Sendermediatheken der öffentlich-rechtlichen Senderfamilien sowie Joyn und RTL+ konnten ihre Reichweiten 2024 zum Teil deutlich steigern. Allerdings kompensieren die Zuwächse hier sowie bei Social-Media-Videos nicht den insgesamt rückläufigen Bewegtbildkonsum. 

Nettoreichweite des linearen TV bei 59 Prozent; Rückgang der letzten Jahre setzt sich fort

Die Nettoreichweite des linearen Fernsehens lag 2024 bei 59 Prozent – im Schnitt sahen 46,086 Millionen Menschen ab drei Jahren täglich fern. Dieser Wert mag zunächst hoch erscheinen, er ist mit Blick auf die Daten seit 2010 allerdings ein Tiefstwert einer seit längerer Zeit anhaltenden Entwicklung, die fast alle Altersgruppen betrifft. Die stabilste Fernsehnutzung zeigen die Älteren. Mittlerweile werden 78 Prozent der linearen Fernsehnutzung von Personen ab 50 Jahren getragen. Der stärkste Rückgang ist bei Menschen zwischen 30 und 49 Jahren mit einem Minus von 9 Prozent im Vergleich zu 2023 zu verzeichnen. Auch in den anderen Altersgruppen gab es einen Reichweitenrückgang. 

Nachlassende Sehdauer ist nur teils mit AGF-Anpassungen erklärbar

Zudem nahm 2024 auch die Sehdauer ab und fiel auf eine Dauer von unter drei Stunden täglich. Ein Teil dieses Rückgangs kann damit erklärt werden, dass die AGF die Grundgesamtheit für das Fernsehpanel erweitert hat. Bisher umfasste sie nur Haushalte mit TV-Gerät, seit 2024 kamen die Haushalte mit anderen streamingfähigen Endgeräten hinzu. Zusätzlich ist nun der 24/7-Livestream an allen Endgeräten Teil der TV-Währung. Die so neu ins Panel hinzugekommenen Personen schauen allerdings vergleichsweise wenig lineares Fernsehen bzw. streamen live. Auch ohne diese Anpassung wäre die Sehdauer deutlich zurückgegangen. 

Sportliche Großevents sorgen für wachsende Marktanteile von Das Erste und ZDF

Das Fernsehjahr 2024 war geprägt durch zwei sportliche Highlights mit sehr erfolgreichen Reichweiten: der Fußball-Europameisterschaft der Männer und der Olympischen Spiele. Meistgesehene Sendung der EM war das Spiel am 5. Juli 2024 (Deutschland – Spanien), das über 27 Millionen Menschen (81 % Marktanteil) erreichte. Die Olympischen Sommerspiele in Paris erzielten bei Das Erste und ZDF durchschnittlich einen Marktanteil von rund 30 Prozent. Diese Ergebnisse verhalfen den öffentlich-rechtlichen Programmen - neben weiteren reichweitenstarken Inhalten – über das Jahr hinweg betrachtet zu höheren Marktanteilen als im Vorjahr. Das ZDF führte erneut das Ranking der Marktanteile beim Gesamtpublikum hinweg an, gefolgt von Das Erste und RTL. Neben der großen Nachfrage nach Informationsprogrammen im nachrichtenstarken Jahr 2024 waren nicht zuletzt die fiktionalen Inhalte von ARD und ZDF für dieses Ergebnis - abseits von Sport - verantwortlich.

Nutzung der Mediatheken nimmt zu, kompensiert aber nicht schrumpfende Bewegtbildnutzung insgesamt

Die Reichweiten aller in der Studie analysierten Sendermediatheken haben 2024 zugenommen. Die ARD Mediathek blieb auch 2024 das reichweitenstärkste Senderangebot in Deutschland. Im Schnitt 20,263 Millionen Menschen nutzten hier pro Monat mindestens ein Video oder einen Livestream. Nach Sehvolumen wurden fiktionale Angebote am intensivsten abgerufen: Die ARD-Telenovela „Sturm der Liebe“ und der Krimi-Dauerbrenner „Tatort“ führen das Ranking der Top-Programmmarken in den Mediatheken an. Beim Genre Information liegen Formate wie „ZDFinfo Doku“, „Markus Lanz“ und „Tagesschau“ vorn. 

Der Erfolg der Mediatheken der öffentlich-rechtlichen und privaten Anbieter kompensiert allerdings nicht die Reichweitenrückgänge insgesamt. Beim Betrachten des Gesamtbilds der Bewegtbildnutzung zeigt sich, dass der rückläufigen TV-Sehdauer nicht ebenso hohe Zuwächse bei Streamingangeboten gegenüberstehen. Auch wenn insbesondere YouTube und Social-Media-Videos im Aufwind waren, ging der Bewegtbild-Konsum insgesamt tendenziell zurück.

MP-Spotlight

Erfolgreiches TV-Sportjahr bei insgesamt rückläufigen Reichweiten

Volltext MP 17/2025



Zurück zur Übersicht