Lebensalter oder Generation – was bestimmt die Mediennutzung?
Kohortenanalysen auf Basis der ARD/ZDF-Medienstudie und ARD/ZDF-Massenkommunikation Langzeitstudie
Kurz und knapp
- Auf die Entwicklung der Mediengewohnheiten hat die Digitalisierung als Periodeneffekt ebenso Einfluss wie Kohorteneffekte, also generationenspezifische Merkmale, die die Mediennutzung prägen.
- Ein Effekt der Digitalisierung ist die zunehmende Bedeutung non-linearer Nutzungsoptionen, die sich durch alle Altersgruppen zieht, jedoch sehr unterschiedlich ausgeprägt ist.
- Bewegtbild bleibt im Portfolio der täglichen Mediennutzung die bedeutendste Gattung. Das lineare Fernsehen muss in allen Altersgruppen aber Rückgänge hinnehmen, die nur in einigen Kohorten durch non-lineare Angebote kompensiert werden.
- Die Radionutzung geht dagegen eher bei den älteren Generationen zurück und wird nicht durch non-lineare Angebote ausgeglichen.
- Die tägliche Textnutzung lässt derzeit nur bei älteren Kohorten nach. Einige der jüngeren Kohorten steigern ihre Lesedauer, was auf die Bedeutung gedruckter Bücher sowie die Vorliebe zu Artikeln im Internet zurückzuführen ist.
Kohortenanalysen bilden Medienalltag einzelner Generationen über langen Zeitraum ab
Um den Medienalltag unterschiedlicher Generationen abzubilden und einzuordnen wurden in der ARD/ZDF-Medienstudie 2025 Kohortenanalysen durchgeführt. Sie dienen dazu, inmitten der schnell voranschreitenden Digitalisierung die Entwicklung der Mediennutzung mit einem größeren Abstand zu betrachten. So ist es möglich, trotz des Wandels von Medienangeboten und Verbreitungswegen zentrale Trends der Mediennutzung der einzelnen Generationen über einen langen Zeitraum zu erkennen.
Auswirkungen der Digitalisierung unterscheiden sich zwischen Video und Audio stark
Im Bewegtbildbereich geht die lineare Nutzung in allen Altersgruppen zurück. In den jüngsten Kohorten sinkt die Nutzung dramatisch – hier scheint es jenseits von Live-Übertragungen großer Ereignisse nur wenige Inhalte zu geben, die noch spezifisch im Linearen verfolgt werden. Vielmehr findet die Nutzung inzwischen weitgehend zeitsouverän statt. Jedoch bleibt die Nutzung innerhalb der Kohorten mit zunehmendem Lebensalter stabil, während ihre Vorgänger-Kohorten ihre Bewegtbildnutzung mit steigendem Alter ausgeweitet hatten. Gleichzeitig sorgen die Rückgänge des linearen Fernsehens in den mittleren Alterskohorten sogar für eine geringere Videonutzung insgesamt, während die Ältesten rückläufige TV-Nutzung mit mehr non-linearer Nutzung kompensieren.
Bei der Audionutzung verläuft die Entwicklung anders: Hier geht die lineare Radionutzung bei den Älteren stärker zurück als bei den Jüngeren. Für Ältere scheint sich der Rückgang beim Radiohören hingegen nicht in Steigerungen beim non-linearen Audio niederzuschlagen, sondern eher in einer insgesamt niedrigeren Hördauer.
Auch bei den Texten sinken die Lesedauern bei Älteren im Einklang mit der rückläufigen Printnutzung, während sich bei den Jüngsten das gedruckte Buch erstaunlich resistent zeigt und gleichzeitig die digitale Nutzung von Artikeln auf diversen Plattformen anwächst.
Immer mehr Angebote kämpfen um knapper werdende Zeitbudgets
Als zentraler Befund lässt sich festhalten, dass die steigende Bedeutung des Internets als Verbreitungsweg von Medieninhalten zwar einen großen Einfluss auf die Verteilung von Medienbudgets hat, die gestiegene Vielfalt der Angebote aber nicht dazu führt, dass die Mediennutzung insgesamt weiter ansteigt. Im Gegenteil: Nur die Kohorte 1980 bis 1989 weitet ihren Medienkonsum gegenüber dem Stand von 2020 aus, während gerade bei den Älteren die Mediennutzung deutlich zurückgeht. Dass die Digitalisierung nun auch die älteren Generationen stärker erfasst, wird diesen Trend wohl auch in den kommenden Jahren befeuern.
Volltext MP 34/2025
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